Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist vielen Menschen ein Begriff. Doch es gibt eine spezielle Variante dieser Störung, die noch weniger bekannt ist: die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung (CPTBS). In diesem Blogbeitrag werden wir erläutern, was CPTBS genau bedeutet, wie es entsteht, welche Unterschiede zur "klassischen" PTBS bestehen und wie sich dieses Leid im Alltag zeigt. Außerdem werden wir darauf eingehen, wie Angehörige helfen können und welche Auswirkungen eine unbehandelte oder unbegleitete CPTBS auf den Körper und das Leben haben kann.
Was ist CPTBS?
Die Komplexe Posttraumatische Belastungsstörung, kurz CPTBS, ist eine ernsthafte psychische Gesundheitsstörung, die sich aus wiederholten oder lang anhaltenden traumatischen Erfahrungen entwickeln kann. Im Gegensatz zur klassischen PTBS, die oft durch ein einzelnes traumatisches Ereignis ausgelöst wird, resultiert CPTBS aus chronischen, wiederholten Traumatisierungen, wie etwa wiederholter Missbrauch, häusliche Gewalt, Kindheitstraumata oder jahrelange Vernachlässigung.
Wie entsteht CPTBS?
Die Entstehung von CPTBS ist komplex und hängt eng mit chronischem Trauma zusammen. Menschen, die wiederholt traumatischen Ereignissen ausgesetzt sind, können ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Stress verlieren. Sie entwickeln oft eine gestörte Selbstwahrnehmung, Probleme mit emotionaler Regulation und Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen. Die wiederholten Traumata führen dazu, dass die betroffenen Personen nicht nur mit den Symptomen der PTBS, wie Flashbacks, Albträumen und Übererregbarkeit, sondern auch mit einer Vielzahl weiterer Probleme konfrontiert sind.
Unterschied zur "klassischen" PTBS
Der Hauptunterschied zwischen CPTBS und der "klassischen" PTBS besteht in der Art und Häufigkeit der traumatischen Ereignisse. Während PTBS oft auf ein einzelnes, isoliertes Ereignis zurückzuführen ist, sind bei CPTBS wiederholte Traumata im Spiel. Dies führt zu einer komplexeren Symptomatik und einer schwereren Verlauf der Störung. Menschen mit CPTBS haben oft auch Schwierigkeiten, ihre Identität zu entwickeln und ein stabiles Selbstbild aufzubauen.
Hindernisse im Alltag und sichtbare Symptome
Menschen, die unter CPTBS leiden, haben im Alltag mit zahlreichen Hindernissen zu kämpfen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Flashbacks und Albträume:
Wie bei PTBS erleben Menschen mit CPTBS häufig Flashbacks und Albträume von ihren traumatischen Erfahrungen. Diese können sehr belastend sein und die täglichen Aktivitäten beeinträchtigen.
- Emotionale Instabilität:
Schwierigkeiten bei der Regulation von Emotionen sind charakteristisch für CPTBS. Betroffene können extrem reizbar sein, starke Stimmungsschwankungen erleben und sich oft leer oder entfremdet fühlen.
- Selbstwertprobleme:
Menschen mit CPTBS haben oft ein stark gestörtes Selbstwertgefühl und Selbstbild. Sie neigen dazu, sich selbst die Schuld für die erlittenen Traumata zu geben und fühlen sich minderwertig.
- Probleme in Beziehungen:
Aufgrund ihrer Schwierigkeiten mit Vertrauen und Nähe haben Menschen mit CPTBS oft Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie können sich zurückziehen oder sehr fordernd sein.
- Hypervigilanz:
Betroffene sind häufig übermäßig wachsam und reagieren empfindlich auf Reize, die sie an die traumatischen Erfahrungen erinnern.
Wie können Angehörige helfen?
Die Unterstützung von Angehörigen spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von CPTBS. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Angehörige helfen können:
- Verständnis und Geduld:
Zeigen Sie Verständnis für die Schwierigkeiten und den Schmerz der betroffenen Person. Seien Sie geduldig und empathisch.
- Ermutigung zur professionellen Hilfe:
Ermutigen Sie die betroffene Person, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wie Psychotherapie oder Traumatherapie.
- Grenzen respektieren:
Respektieren Sie die persönlichen Grenzen der betroffenen Person und drängen Sie sie nicht zu sehr.
- Aktive Zuhörer sein:
Hören Sie aktiv zu, wenn die Person über ihre Gefühle und Erfahrungen sprechen möchte, aber drängen Sie sie nicht dazu.
Auswirkungen unbehandelter CPTBS
Wenn CPTBS unbehandelt oder unzureichend behandelt bleibt, kann dies schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit sowie das gesamte Leben haben. Dazu gehören:
- Verschlechterung der Symptome:
Die Symptome können sich verschlimmern und zu einer noch schwereren Belastung für die betroffene Person werden.
- Selbstgefährdung:
Unbehandelte CPTBS kann zu selbstschädigendem Verhalten oder suizidalen Gedanken führen.
- Einschränkung des Lebens:
Menschen mit CPTBS können Schwierigkeiten haben, ein erfülltes und funktionsfähiges Leben zu führen, da die Störung ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Stress und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigt.
Insgesamt ist es entscheidend, CPTBS ernst zu nehmen und rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Die Sensibilisierung für diese komplexe Störung ist der erste Schritt zur Heilung und zur Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen.
Wie Kunsttherapie neben der Psychotherapie bei CPTBS für mehr Lebensqualität sorgen kann
Die kunsttherapeutische Begleitung bei CPTBS neben der klassischen Psychotherapie kann ein wirksames Mittel zur Steigerung der Lebensqualität sein. Sie ermöglicht den Betroffenen:
- Emotionale Verarbeitung:
Kunsttherapie bietet einen sicheren Raum, um tief verwurzelte Emotionen und traumatische Erfahrungen auf nonverbale Weise auszudrücken und zu verarbeiten.
- Stressbewältigung:
Kreativer Ausdruck kann Stress reduzieren, die Selbstregulation fördern und dazu beitragen, Übererregung und Dissoziation zu kontrollieren.
- Förderung von Achtsamkeit:
Kunsttherapie unterstützt die Achtsamkeit, indem sie Menschen hilft, sich bewusster mit ihren Gefühlen, Gedanken und Körperempfindungen auseinanderzusetzen.
- Identitätsentwicklung:
Menschen mit CPTBS haben oft Schwierigkeiten mit ihrer Selbstwahrnehmung. Kunsttherapie kann dabei helfen, die eigene Identität zu erforschen und zu stärken.
- Symbolische Verarbeitung:
Durch Symbole und Metaphern in der Kunst können Betroffene ihre Erfahrungen symbolisch darstellen und so eine tiefere Verarbeitung ermöglichen.
- Verbesserung sozialer Fähigkeiten:
Kunsttherapie fördert die soziale Interaktion, indem sie Gruppenarbeit ermöglicht und die Kommunikation über Kunstwerke erleichtert.
Insgesamt kann die kunsttherapeutische Begleitung neben der klassischen Psychotherapie bei CPTBS dazu beitragen, die Lebensqualität der Betroffenen erheblich zu steigern, indem sie alternative Wege zur Bewältigung von Trauma und emotionalen Belastungen bietet.